Page 5 - Ditisit-Dezember 2022
P. 5

WWW.DITISIT.DE          Dit is’ ne Berliner Legende                                  Ausgabe 26  5

         ZUM GEBURTSTAG VON
             HORST BUCHHOLZ

             EIN BLICK VON BERLIN
           NACH PARIS UND ZURÜCK

          Horst (Hotte) Werner Buchholz wurde am 4. Dezember 1933 in
         Berlin-Neukölln geboren. Aufwachsend ohne Vater verbrachte er
          einen Teil seiner Kindheit bei Pflegeeltern. Später, früh erwach-
          send werdend, kehrte er 1946, nach seiner Kinderlandverschi-
         ckung, nach Berlin zurück: mit seinen nur knapp 13 Jahren schlug
         er sich mit einem Freund von Schlesien nach Deutschland durch.
                                   Von nun an ging alles sehr schnell:
                                  Anfangs Statist am „Metropol-
                                  Theater“, später die erste Sprech-
                                   rolle in „Emil und die Detektive“
                                   von Erich Kästner, folgte 1948
                                   die erste Hauptrolle am Hebbel-
                                  Theater in Kreuzberg.
                                   Erheblich bekannter wurde Hotte   den Nerv der Jugend. Mit dem   der bisher erfolgreichste italie-
                                   jedoch als Synchronsprecher für   Film zog ein neuer Realismus und   nische Film.
                                   diverse Spielfilme (so sprach er   die kompromisslose Darstellung   Hotte spielte bis zu seinem Tode
                                   den „Klopfer“ in Walt Disney‘s   von menschlichen Abgründen ins   am 3. März 2003 im Alter von 69
                                   Bambi) und durch seine Sprech-  deutsche Kino ein. Ein Durch-  Jahren. So erschien noch 2003
                                   rollen für Hörspiele, vornehmlich   bruch - auch für Buchholz!  der Streifen „Sterne, die nie un-
                                   beim RIAS.                Nach weiteren Filmen erschien   tergehen - Atlantic Affairs“ mit
                                  1950 verließ Buchholz vorzeitig   1957 „Monpti“ mit Romy Schnei-  einer Story um Udo Lindenberg
                                   die Schule und nahm Schauspiel-  der (1957). Ein enormer Publi-  der in der Handlung Lieder be-
                                   unterricht, tingelte durch die The-  kumserfolg damals und bis heute   rühmter deutscher Auswanderer
                                   ater Berlins für die unterschied-  ein Sinnbild für die melancholi-  nach Amerika neu interpretiert
                                   lichsten Rollen und schärfte so   sche Liebeskomödie schlechthin.  und würdigt. Horst Buchholz, als
        Hier nahm der spätere Welt-  sein können.            Es folgt eine lange Liste von Spiel-  alter Chefstewart, berichtet hier
        star kleinere Jobs an und holte   Seine Kino-Karriere begann   filmen und TV-Erfolgen, wie „Die   von den Überfahrten in den 30er
        seine schulische Ausbildung   jedoch mit dem französischen   glorreichen Sieben“ u.a. mit Yul   Jahren, den Schicksalen und den
        nach, welche während des   Film „Marianne“ 1955. Als Vin-  Brynner, Steve McQueen und  Tragödien der Emigranten.
        Krieges unterbrochen wurde.  cent Loringer verkörpert er einen   Charles Bronson, „Eins, Zwei,  Horst Buchholz bleibt für immer
        Ein Glücksfall für die Begabung   unglücklich verliebten und liebes-  Drei (One, Two, Three)“ von Billy   ein Berliner und ein Denkmal für
        des jetzt 14 jährigen Jungen, denn   kranken Schuljungen. Nach wei-  Wilder bis hin zu „Das Leben ist   diese Stadt. Sein Grab befindet
        hier zeigte er bei ersten Schul-  teren Filmen erschien 1956 „Die   schön“ von 1997 in der Regie   sich auf dem Walfriedhof, Heer-
        aufführungen bereits sein Talent.  Halbstarken“. Dieser Streifen traf   von Roberto Benigni, weltweit   straße, Berlin.  (red)


































         Der letzte bekannte Film, der kurz vor der Abriegelung Ostberlins vor dem Brandenburger Tor gedreht wurde. Diese zum Klassiker gewordene Szene zeigt James
         Cagney und Horst Buchholz (auf dem Motorrad), wie sie für eine Filmkomödie „Eins, zwei, drei“ eine Geschichte um einen Ost-Berliner Beatnik vorbereiten.
         September 1961. Foto: IMAGO / United Archives International, Bild o.l.: IMAGO / Everett Collection, o.r.: IMAGO / Everett Collection
   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10