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WWW.DITISIT.DE Dit is’ spannend in Berlin Ausgabe März/April 2022 3
SUSAN MEISELAS - MEDIATIONS
DAS ÜBER 50 JAHRE knapp
ENTSTANDENE WERK DER MAGNUM-
FOTOGRAFIN ERSTMALS IN DEUTSCHLAND WEITERE
Wut im Blick, der Mund im Schrei verzerrt, zerstörerische Energie. In der linken Hand das Gewehr, in der AUSSTELLUNGEN
IN BERLIN
rechten der bereits gezündete Molotow-Cocktail, den der Guerillakämpfer gleich mit voller Wucht ins feind-
liche Lager schleudern wird. Diese 1979 von Susan Meiselas in Nicaragua aufgenommene Fotografie ist Filip Markiewicz
Ultrasocial Pop
über die Jahrzehnte zu einem internationalen Symbolbild gegen Unterdrückung und für Revolution ge-
worden, festverankert im kollektiven Bildgedächtnis und massenhaft reproduziert als Graffiti, Poster oder
T-Shirt. Was jedoch bleibt von der fotografischen Botschaft, wenn sich die Beziehung zwischen Fotografin, „Ultrasocial Pop ist ein
Versuch, eine Brücke
abgebildeter Person und Entstehungsgeschichte in der Kommerzialisierung des Bildes auflöst?
zwischen meiner Musik
und der bildenden Kunst
Street Girls (1975-1992) be- zu schlagen. Songtexte
gleitete sie das Heranwachsen behandle ich wie kleine
einer Gruppe von Mädchen aus Skizzen oder flüssige
New York mit der Kamera. Mit
Archives of Abuse (1991-1992) Gedichte, die sich in
meinen Bildern, Videos
und A Room of Their Own (2015- und Skulpturen mate-
2017) engagierte sich Meiselas rialisieren. Es entsteht
gegen Gewalt im häuslichen ein Dialog zwischen
und familiären Kontext. Mit dem der Musik und den
Langzeitprojekt Kurdistan: In the Kunstwerken, teilweise
Shadow of History dokumen- ist dieser verspielt, an
tierte sie ab 1991 den Genozid anderer Stelle konkret
an der kurdischen Bevölkerung und eng mit Themen
im Nordirak durch das iraki- unserer Gesellschaft
sche Regime unter Saddam und Politik verbunden.“
Hussein und trug eine visuelle
Dokumentation aus diversen 08.04.— 12.06.2022
Sandinisten an den Mauern des Hauptquartiers der Nationalgarde, historischen Materialien zusam- (HaL) Haus am Lützowplatz,
„Molotov Man“, Estelí, Nicaragua, 16.07.1979 men, die hundert Jahre der kurdi- Lützowplatz 9, 10785 Berlin
In ihren Serien 44 Irving
Street (1971) und Porch Portraits Paul Gauguin - Why
are you angry?
(1974) untersuchte Meiselas un-
terschiedliche Lebensrealitäten Sehnsucht nach
innerhalb der USA. Zwei Jahr-
Exotik und Erotik: Die
zehnte nach dem Beginn der Ausstellung «Why are
US-amerikanischen Bürger- you angry?» in der Alten
rechtsbewegung veranschau- Nationalgalerie zeigt
lichen diese Arbeiten die fort- Werke Gauguins, die
bestehende Ungleichheit der auf der Südseeinsel
Lebensverhältnisse. Tahiti entstanden sind
Ebenso einfühlsam, empathisch und stellt sie Positionen
und interaktiv widmete sich zeitgenössischer
Meiselas in ihrem fotografischen Künstlerinnen und
Essay Carnival Strippers (1972-
1975) dem Alltag von Frauen, Künstler gegenüber.
die als Striptease-Tänzerinnen 25. März 2022 - 10. Juli 2022
ihr Geld auf Jahrmärkten im Alte Nationalgalerie
Nordosten der USA verdienten. Motorradbrigade, gefolgt von einer Menge von hunderttausend Menschen, die Bodestraße, 10178 Berlin
In ihrer Langzeitstudie Prince Los Doce (Die Zwölf), Monimbo, Nicaragua, 05.07.1978
schen Diaspora festhalten. Richard Wagner und
Die Ausstellung umfasst rund das deutsche Gefühl
250 Fotografien und Video- Die Ausstellung
Installationen aus den 1970er- «Richard Wagner
Jahren bis heute. und das deutsche
Gefühl» im Deutschen
Historischen Museum
widmet sich Wagners
Inszenierungen kon-
kreter Gefühle und
stellt die Geschichte
seiner Konzeption
Pebbles mit Enzo und Tina am Carmine in den Kontext des
Street Pool, Little Italy, New York, 1978 19. Jahrhunderts.
C/O Berlin im Amerika Haus,
Hardenbergstraße 22–24, 8. April 2022 - 11. Sept. 2022
10623 Berlin Deutsches Historisches
Tel +49/ (0)30 284 44 160 Museum, Unter den Linden
www.co-berlin.org 2, 10117 Berlin
Straße nach Aguilares, El Salvador, 1983
Fotos: © Susan Meiselas, Magnum Photos