Page 18 - Ditisit-März-2023
P. 18
18 Ausgabe 29 Dit is’ Hollywood WWW.DITISIT.DE
SYLVESTER STALLONE IM INTERVIEW
„ROCKY‘ WÜRDE MIR HEUTE NIEMAND MEHR ABKAUFEN“
Kinolegende Sylvester Stallone (76), gibt in „Tulsa King“ bei Paramount+ sein spätes Seriendebüt. Sly, wie er von seinen Fans genannt
wird, gilt als einer der erfolgreichsten und berühmtesten Action-Darsteller der Filmgeschichte. Im Interview erzählt der Hollywood-
Megastar, warum er heute lieber Serien statt Kino produziert und warum man ihn als Action-Star eigentlich immer falsch verstanden
hat. Seit Sonntag, 19. März, reiht sich Sylvester Stallone in die Riege jener ehemaligen Hollywood-Superstars ein,
die sich heute lieber der Serien- und Streamingwelt zuwenden. Dann läuft „Tulsa King“ bei Paramount+ an.
In der neunteiligen Serie nicht mehr möglich wäre, und habe mir die Schulter gebrochen, zurückkommen kann. Allerdings
spielt Stallone den New Yorker er gesteht, dass er privat ganz meine Knie, die Knöchel. Meine war mir klar, dass, wenn ich selbst
Mafioso Dwight „The General“ anders ist, als das Image seiner Frau hatte schon lange genug etwas schreibe, es vielleicht nicht
Manfredi, der nach 25 Jahren Rollen. davon. Viele haben vergessen, „frisch“ genug wäre. Ich bin also
Haft entlassen wird. Allerdings » Sie sind eine Legende des dass ich als Schauspieler mal auf Leute angewiesen, die mei-
erhält er nicht jene Dankbarkeit amerikanischen Kinos. beim Drama angefangen habe. nen „Vibe“ - also das, was ich
von seiner „Familie“, die er sich Trotzdem konzentrieren Sie Ich bin kein geborener Action-Typ. gerne erzählen und transportie-
eigentlich für sein Schweigen hin- sich nun auf Fernsehen und Wenn man die Boxszenen des ren möchte - in eine starke Serie
ter Gittern erwartete. Er wird nach Streaming. Ist das heute ersten Rocky-Films zusammen übersetzen.
Tulsa in Oklahoma abgeschoben, interessanter? rechnet, kommt man auf etwa » Wie haben Sie das Problem
um dort neue „Geschäftsfelder“ Sylvester Stallone: Ja, ganz fünf Minuten. gelöst?
zu erschließen. Die neunteilige eindeutig. Was läuft denn noch Der Rest ist Drama. Stallone: Nicht besonders strate-
Serie, die schon für eine zweite im Kino? Das meiste sind „Fran- gisch (lacht), eigentlich ist „Tulsa
Staffel verlängert wurde, ist wie chise“-Produkte von Marvel und „ICH HATTE LUST King“ aus einer Bar-Bekannt-
ihr Hauptdarsteller altmodisch, Co., die sich immer nur wieder- AUF EIN REVIVAL schaft heraus entstanden. Ich
aber dennoch ein ausgespro- holen. Außerdem sind das meist traf jemanden, wir redeten, und
chen großes Vergnügen. sehr physische Stoffe, und für SOLCH ALTER er machte mir einen Vorschlag:
Im Interview, das in London unter so etwas bin ich eindeutig zu STOFFE“ Lass uns zwei Genres nehmen,
vier Augen geführt wurde, erzählt alt. Wissen Sie, wie viel Zeit ich die ein bisschen in Vergessenheit
ein bestens gelaunter Sylves- wegen meiner Action-Filme im » Und da wollten Sie wieder geraten sind - den Western mit
ter Stallone, warum er das Kino Krankenhaus verbracht habe? hin? seinen Cowboys und das Gangs-
derzeit nicht mag, aber dennoch » Nein, nicht wirklich... Stallone: Ja, eigentlich schon ter-Genre. Lass uns einen Mix
an dessen Zukunft glaubt. Der Stallone: Ich wurde aufgrund lange. Ich habe über Jahrzehnte aus beidem produzieren. Frü-
76-jährige ist überzeugt, dass ein von Unfällen bei Dreharbeiten immer wieder darüber nachge- her liefen im amerikanischen
Filmmärchen wie „Rocky“ heute fünfmal am Rücken operiert. Ich dacht, wie ich an diesen Punkt Fernsehen 25 Western-Shows
gleichzeitig. Dann waren sie
lange komplett weg. Erst jetzt
scheint man sie wiederzuentde-
cken. Dasselbe gilt für klassische
Gangster-Stoffe. Einen Film wie
„The Untouchables“ findet man
nicht mehr im heutigen Kino. Ich
hatte Lust auf ein Revival solch
alter Stoffe und freue mich, mit
„Tulsa King“ ein Teil davon zu sein.
» Nun ist Ihre Serie ja kein
klassischer Western, da er
weder in der Vergangenheit
spielt, noch mit Pferden zu
tun hat...
Stallone: Es geht um den Frem-
den, der in die Stadt kommt. Das
ist ein klassisches Western-Mo-
tiv, aus dem sich vieles in dieser
Serie ergibt: Wie verändert er die
Stadt? Wie verändert sie ihn? Tat-
sächlich hatten wir anfangs die
Idee, dass sich mein Charakter
Dwight Manfredi, ein klassischer
New Yorker Mafia-Typ, an die
Oklahoma-Kultur anpasst und
vielleicht sogar einen Cowboy-
Hut trägt. Aber da haben wir uns
schnell dagegen entschieden.
Er bleibt seinen Wurzeln treu
und macht keine Kompromis-
se. Genau so entsteht nämlich
große Komik. Der Typ sieht so
sehr nach Gangster aus, dass
die Cowboys um ihn herum ma-
Ob der Espresso im provinziellen Tulsa, Oklahoma, so gut schmeckt wie im heimischen New York? Dwight Manfredi ximal irritiert sind (lacht).
(Sylvester Stallone) muss sich mit seinem neuen Lebensmittelpunkt, wo man sich mit „Howdy“ begrüßt, erst noch
arrangieren. Bild: © 2022 Viacom International Inc. All Rights Reserved.