Page 3 - Ditisit-Februar-2024

WWW.DITISIT.DE Dit is’ Berlin Ausgabe 40 3

ACH JOTT, WATT SIND

DIE MÄNNER DUMM!

RENDEZVOUS MIT CLAIRE WALDOFF
Die Berliner Schnauze mit Herz ist wieder da! Mit Witz und
Fröhlichkeit, tiefem Einfühlungsvermögen und Realitätssinn
sang und spielte Claire Waldoff ihre Chansons. Was hat sie
ausgemacht? Warum versinnbildlichte ausgerechnet eine aus
dem Ruhrpott nach Berlin gekommene junge Schauspielerin in
der späten Kaiserzeit und den 20er Jahren so sehr das

Bild der Berliner Göre?
Mit „Chanson-Nette“ Jean- sen Abend für alle Fans des Ber-
nette Urzendowsky und Harry liner Humors. Und natürlich er-
Ermer am Piano. Chanson- zählt Chanson-Nette mit ihrem
Nette ist eine „Berliner Pflan- waschechten Berliner Mund-
ze“ aus dem Friedrichshainer werk viele Geschichten aus
Kiez. Im Duo mit Harry Ermer Claires Leben.
nimmt sie ihr Publikum mit in Chanson-Nette Jeannette Ur-
die Zeit, als Claire eine Legen- zendowsky ist Schauspielerin,
de wurde. Dabei ahmt sie diese Sängerin, Ärztin – und Ehren- DER HIMMEL ÜBER
nicht nach, sondern erinnert auf botschafterin des Deutschen
ihre eigene Art an die 1884 ge- Kabarettarchivs in Mainz und BRANDENBURG
borene große Komödiantin, an Bernburg a.d. Saale. Mit wasch-
deren verschiedenste Facet- echtem Berliner Entertainment, LANDSCHAFTEN DES
ten und Lebensphasen. Claire Witz und Tiefgang unterhält Sie BERLINER IMPRESSIONISMUS
war jugendlich-zärtlich, frech, Ihr Publikum in Berlin, Deutsch-
burschikos, selbstbewusst und land und Europa. Charmant trägt Die erste Sonderausstellung der Stiftung Schloss Neuharden-
verletzlich. sie in ihren Moderationen die berg in diesem Jahr ist dem Berliner Impressionismus gewidmet.
Viele beliebte Chansons und sel- Geschichten zu den Chansons Die Ausstellung möchte vor allem die Vielfalt zeigen, mit der
tenere Lieder aus Claire Wald- und Kabarettisten in die Welt – Künstlerinnen und Künstler des Berliner Impressionismus
offs Repertoire wie “Ach Jott, für Vielfalt und gegen das Ver- das Charakteristische der brandenburgischen
wat sind die Männer dumm!”, gessen! Landschaften darstellten.
“Die Großstadtpflanze”, “Das Samstag, 2. März 2024 um 16:00 Uhr
Dornröschen vom Wedding” Theater Berliner Schnauze, So sind neben berühmten nach Frankreich orientierten Ge-
oder “Raus mit den Männern Karl-Marx-Allee 133 Künstlern wie Walter Leistikow, mälde keineswegs als brav miss-
10243 Berlin
aus dem Reichstag” füllen die- Tickets: https://t1p.de/ed91m Lesser Ury und Karl Hagemeis- verstanden werden. In ihrer Zeit
ter auch Werke von Künstlern wurden sie als avantgardistisch
zu sehen, die heute meist nur wahrgenommen und stießen
einem Fachpublikum bekannt im konservativen Kaiserreich
sind und in der Ausstellung neu auf Widerstand. Der Impressio-
entdeckt werden können. Die nismus verfing in Deutschland
Malerin Julie Wolfthorn steht deutlich später als in Frankreich.
stellvertretend für die Frauen, Er hatte in Berlin sein Zentrum
die die Berliner Künstleravant- und konnte hier ganz eigene Stil-
garde am Ende des 19. Jahrhun- merkmale entwickeln.
derts entscheidend mitgeprägt
haben. 41 Gemälde sind in der
Ausstellung versammelt. Bei den
Gemälden handelt es sich um
Leihgaben aus Berliner Museen
wie dem Bröhan-Museum, dem
Stadtmuseum, der Berlinischen
Galerie sowie von zahlreichen
Privatsammlern. Einige Werke
werden erstmalig in einer Aus-
stellung gezeigt. Die Ausstellung
zeigt spektakulär inszenierte
Landschaftsgemälde, die bis
heute berühren. Die dahinterlie-
gende Geisteshaltung erscheint
äußerst aktuell: Der Impressio-
nismus war in Deutschland eng
verbunden mit einem Wunsch
nach Naturnähe und Ursprüng-
lichkeit, ausgelöst nicht zuletzt
von einem Gefühl der Überfor- Der Himmel über Brandenburg.
derung durch Technisierung, Landschaften des Berliner
Impressionismus
Beschleunigung und Verstäd- Stiftung Schloss Neuhardenberg
terung. In diesem Sinne sollten Schinkelplatz
15320 Neuhardenberg
die oft skizzenhaft wirkenden, www.schlossneuhardenberg.de
Bilder: o.: IMAGO / Gemini Collection, Miss Claire Waldoff Claire Waldoff (1884-1957), German cabaret singer, described as the queen of Berlin‘s night-life
Date: 1911 , r.: Lesser Ury, Paar auf einer Bank am Ufer eines märkischen Sees, um 1900, Farbige Kreiden auf Papier, Sammlung Stiftung Stadtmuseum
Berlin, Reproduktion: Michael Setzpfandt, Berlin, Philipp Franck, Der Wannsee, 1914, Öl auf Leinwand, Privatsammlung, Berlin, Reproduktion: Martin Adam