Page 2 - Ditisit-Mai 2021
P. 2

2   Ausgabe 19                              Editorial                                WWW.DITISIT.DE

                                            „WENN JUNINÄCHTE
          LIEBE LESERINNEN,         SPRECHEN KÖNNTEN, WÜRDEN                             knapp
          LIEBE LESER,
                                         SIE VERMUTLICH DAMIT
          Der Monat Juni ruft bei uns ge-  ANGEBEN, DASS SIE DIE
          mischte Gefühle hervor. Zum                                                     NATURSTRUKTUR-
          einen natürlich der Frühling und   ROMANTIK ERFUNDEN HABEN.“                    ABSTRAKT
          seine sonnenbefluteten Tage,                              Sir Bernard Arthur Owen Williams  Ausstellung von 194
          auf der anderen Seite haben wir                                                 Alfred Ehrhardt Stiftung
          auch einige melancholische und                                                  Berlin
          traurige Erinnerungen an diesen
          Monat.                                                                          Die Ausstellung natur-
         Vor 5 Jahren, am 22. Juni 2017                                                   sturkturabstrakt ver-
          verstarb ein guter und sehr                                                     sammelt Werke, die
          enger Freund völlig unerwartet.                                                 im höchsten Maße
          Wir erinnern in dieser Ausgabe                                                  die Abstraktions-
          an eben diesen Fels, Gunter                                                     möglichkeiten der
                      Gabriel. Ein                                                        Fotografie ausreizen.
                        Urgestein                                                         Die Arbeiten der teils
                         an                                                               bekannten, teils unbe-
                          welchen                                                         kannten Fotografinnen
                          man                                                             und Fotografen gene-
                          sich an-                                                        rieren aus der Natur
                          lehnen   Vielen Dank an Herrn Dieter Kummer aus Berlin für sein Foto „Liliental“.  heraus neue Formen,
                         konnte,   Sollten Sie schöne Schnappschüsse für uns haben und diese hier gerne zeigen,   die hochgradig zeich-
                        der auch   senden Sie uns Ihre Fotos mit Bildnachweis an redaktion@ditisit.de.  nerische und maleri-
                       zurückbeißen                                                       sche Qualitäten aufwei-
          konnte aber immer, wirklich   HÖHEN UND TIEFEN                                  sen. So unterschiedlich
          immer, sein Herz am rechten   ER WAR EIN MANN, DER BEIDES NUR ZU GUT KANNTE.    sie sich jeweils mit
          Fleck hatte.                 GUNTER GABRIEL HÄTTE DIESER TAGE SEINEN            ihrer Thematik ausein-
          Gunter war unange passt,   80. GEBURTSTAG. ANGST VOR DEM TOD HATTE ER NICHT.    andersetzen, so haben
          offen, großzügig, ewig pleite,   Nicht nur wegen  letzterer   ganz genaue Vorstellung davon,   ihre Werke doch
          energiegeladen, provozierend,   Anlehnung an die große Country-  wie es nach seinem Ableben mit   eines gemein: Das ur-
          manchmal verzweifelt und nach-  Legende aus den USA galt   seinen sterblichen Überresten   sprüngliche Motiv ist
          denklich ob des Zeitgeschehens,   Gunter Gabriel als der „deut-  weitergehen solle. „Ich will   im Grenzbereich der
          klug, belesen und immer direkt.   sche Johnny Cash“.   nicht begraben werden. Die   Abstraktion nur noch
          Diese Direktheit wurde ihm oft   Der Tod von Gunter Gabriel   Heuchelei an Grabesstätten   entfernt zu erahnen.
          vorgehalten, aufgebauscht und   schockierte die Schlagerwelt.  finde ich ekelhaft“, erklärte   Ute Weingarten
          sehr oft gegen ihn verwendet.  Der Sänger starb am 22. Juni   Gabriel spot on news. „Wenn
          Wir arbeiten jetzt in den Räumen   2017 im Alter von 75 Jahren.  ich tot bin, soll man mich in
          und an den Projekten, die wir zu-  „Heute Vormittag hat das Herz   einen blauen Müllsack packen
          sammen mit Gunter entdeckt   eines großen Musikers aufge-  und dann weg damit. Ich habe
          und geplant hatten. Pläne waren   hört zu schlagen“, hieß es da-  auch schon meinen eigenen
          überhaupt seine Sache – wie   mals in einer Mitteilung in den   Leichenbestatter. Denn es ist
          alle wissen, kam doch alles ganz   Medien.         wichtig, über den Tod zu reden.“
          anders.                  Die Älteren werden sich erin-  Den Tod finde er nicht beängsti-
          Erinnern Sie sich mit uns auf den   nern: Gabriel war ein gefeierter   gend, so Gabriel damals.
          Seiten 10 & 11 an den letzten   Star der damals neuen Schlager-  Er ging als ein unangepasster,
         Vorhang seines Musicals „Hello   und Country-Szene. Vorbereitet   eigenwilliger und grandioser
          I‘m Johnny Cash“ im Berliner   war er schon damals laut einem  „Sohn aus dem Volk.“   (red)
          Renaissance-Theater - vor   Interview im November 2015   Mehr dazu auf den
          genau 5 Jahren. Zehntausende   auf seinen Tod. Er hatte eine   Seiten: 10 & 11.
          begeisterte Zuschauer und                                                       © Manuela Höfer
          hunderte Aufführungen später                                                    natursturkturabstrakt
          endeten beide Stücke unver-                                                     23. Juli - 11. September
          mittelt, sein eigenes, persön-                                                  2022 ALFRED EHRHARDT
                                                                                          STIFTUNG
          liches Theater und das andere,                                                  Auguststr. 75
          öffentliche im Renaissance, fast                                                10117 Berlin,
         zeitgleich. Der Monat Juni hat                                                   www.aestiftung.de
          daher ein weinendes und ein
          lachendes Auge für uns. Lassen
          Sie uns gemeinsam mit einem                                                    Herausgeber: Mediaberatung Marina
                                                                                         Maaß, Seestr. 96d, 15738 Zeuthen.
          Glas Rotwein auf den „Sohn aus                                                 V.i.S.d.P.: Marina Maaß
          dem Volk“ anstoßen.                                                            Auflage: 20.000 Exemplare
                                                                                         Erscheinungsweise: monatlich
          Das Foto oben entstand 2015                                                    Layout & Anzeigen: Mario Reichelt
         zusammen mit Freunden,
          fotografiert von Tony Maroni.                                                     Leserservice: leserservice@ditisit.de
                                                                                            Redaktion: redaktion@ditisit.de
                                                                                            ISSN: 2749-9308
         ...und jetzt viel Spaß und gute                                                   Impressum Anzeigenkontakt: anzeigen@ditisit.de
                                                                                            Unsere Partner:
          Unterhaltung mit Ihrer Dit is’ it!
                                  „Melodien für Malocher“ schrieb der Spiegel am 22.06.2017 zum Abschied von
                                   Gunter Gabriel und weiter gab er in einem Interview seinen Wunsch-Grabspruch
                                   zu Protokoll: „Er hat sein Bestes gegeben, mehr war verdammt noch mal nicht
                                   drin“. Foto: IMAGO / Charles Yunck
   1   2   3   4   5   6   7