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WWW.DITISIT.DE Dit is’ sehenswert Ausgabe 19 3
HOLLYWOOD
BERLINER HELMUT NEWTON STIFTUNG knapp
ZEIGT WERKE RUND UM DAS
FASZINOSUM HOLLYWOODS HELMUT NEWTON
Diese Gruppenausstellung zeichnet ein Bild des Kinos und Hollywoods nach, das noch immer viele STIFTUNG
Menschen, auf der Suche nach Jobs in der Filmindustrie, nach Los Angeles treibt. Sie zeigen einige Helmut Newton selbst
Stars, offiziell und privat, die Villen der Schönen und Reichen oder filmbegeisterte Touristen sowie hat noch zu Lebzeiten
zahlreiche Nebenmotive wie Filmrequisiten aus den Studios. Die Ausstellung blickt über die ge- im November 2003
wählten Exponate einerseits 100 Jahre zurück und ist gleichzeitig hochaktuell; es ist eine Hommage die Stiftung gegründet,
an den langsam verblassenden Glanz einer ganzen Epoche, und so wird das kinematografische nachdem die Helmut
Storytelling hier mit fotografischen Mitteln fortgesetzt. Newton Stiftung einen
Vertrag mit der Stiftung
Helmut Newton, der am Preußischer Kulturbesitz
31. Oktober 1920 in Berlin schloss, auf dessen
geborene und 2004 verstor- Grundlage man dauer-
bene Fotograf, ist für der- haft das Erdgeschoß
artige Ausstellungen stets und den ersten Stock
Ausgangs- und Bezugspunkt. des ehemaligen
In seiner Fotografie hat er sich Landwehrkasinos
immer wieder auf das Kino in Charlottenburg zu
bezogen, aber auch konkre- Ausstellungszwecken
te Filmszenen zitiert, etwa nutzen kann. Seitdem
von Alfred Hitchcock oder ist die Jebensstrasse 2
der französischen Nouvelle in Berlin zu einem wich-
Vague. So wirken einige sei- tigen Bestandteil der
ner Modeinszenierungen seit Berliner Kulturszene
den 1960er-Jahren geradezu geworden und welt-
kinematografisch, und manche weit ein Begriff. Durch
Porträts seit den 1970er-Jah- die enge Kooperation
Eve Arnold, Marilyn Monroe going over her lines for a difficult scene she is
ren wie kunstvolle Film-Stills. about to play with Clarke Gable in the film „The Misfits“, Reno, Nevada, 1960, mit C/O Berlin und der
In den 1980er und 90er-Jahren © Eve Arnold/Magnum Photos Sammlung Fotografie
wiederum fotografierte Newton der Kunstbibliothek
während des Filmfestivals auch Filmsets von Steve Schapiro ausgebreitet, die sie jedes Jahr bilden diese drei Insti-
Schauspieler oder Mode an der und mehreren Magnum-Foto- für Vanity Fair fotografiert: die tutionen ein deutsch-
Croisette von Cannes. grafen, darunter Eve Arnold Oscarpreisträger in panorama- landweit einmaliges
und Inge Morath, die 1960 wäh- tischen Gruppenporträts als Fotocluster am Berliner
rend der Dreharbeiten des John Klappcover des Magazins. So Bahnhof Zoo.
Huston-Film „Misfits“ fotogra- wird in diesem Raum der his-
fierten. torische Bogen über ein gan- Seit Ende des zweiten
In einer gesonderten Glas- zes Jahrhundert geschlagen, Weltkriegs wird das
vitrine wird überdies eine um- von den frühen Starporträts ehemalige preußische
fangreiche Portfolio-Mappe der 1920er-Jahre, die als vor- Offizierskasino, mit
aus dem Besitz von Helmut seinen etwa 1.500qm
Newton mit etwas späte- Ausstellungsfläche, als
ren Aufnahmen von George Museum genutzt.
Hurrell präsentiert, der Ruth Wie von Newton ge-
Harriet Louise 1930 als wich- wünscht ist dieser Ort
tigster Hollywood-Porträtist in seiner Heimatstadt
der großen Filmstudios ablös- Berlin kein „totes
te. Im gleichen Raum, etwas se- Museum“, sondern
pariert, hängen weiterhin fünf eine „lebendige
großformatige Farbaufnahmen Institution“ und wurde
Helmut Newton, Elizabeth Taylor, aus Larry Sultans Bildserie inzwischen von
Vanity Fair, Los Angeles 1985,
© Helmut Newton Foundation „The Valley“, mit der er die knapp zwei Millionen
Pornofilm-Industrie nahe Menschen besucht.
In dieser neuen Gruppen- Hollywood untersucht hat, der
ausstellung werden darüber größten überhaupt, gewis-
hinaus dreizehn Fotografinnen sermaßen die ebenso lukra- 3. Juni – 20. November 2022,
und Fotografen mit ihren tive Schattenseite der strah- Berliner Helmut Newton Stiftung,
Interpretationen von Hollywood lenden Glamourwelt. In einem Museum für Fotografie
Jebensstrasse 2
präsentiert. Der Hauptraum anderen Raumkompartiment Helmut Newton, Sigourney Weaver at 10623 Berlin
ist dem Medium Film und dem sind fünf große, formal redu- Warner Bros, Burbank 1983, Hollywood mit Werken von Eve
System Hollywood in unter- zierte Schwarz-Weiß-Porträts © Helmut Newton Foundation Arnold, Anton Corbijn, Philip-Lorca
diCorcia, Michael Dressel, George
schiedlichen Aspekten gewid- aus Los Angeles von Anton bildhaft gelten können, bis in Hoyningen-Huene, Jens Liebchen,
met: Schauspieler-Porträts Corbijn präsentiert, von Clint die heutige Zeit Hollywoods, Ruth Harriet Louise, Inge Morath,
aus der frühen Hollywood-Zeit Eastwood bis Tom Waits. In von Vintage Prints unter- Helmut Newton, Steve Schapiro,
Julius Shulman, Alice Springs und
von Ruth Harriet Louise und einer weiteren Vitrine sind schiedlicher Größen bis hin zu Larry Sultan. Gezeigt werden zusätz-
George Hoyningen-Huene, wei- die berühmten Hollywood- Zeitschriftenreproduktionen. lich Fotografien von George Hurrell
sowie Publikationen von Annie
terhin spätere Standbilder und Porträts von Annie Leibovitz (red/HNF-PM) Leibovitz und Ed Ruscha.