Page 23 - Ditisit-April-2023
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WWW.DITISIT.DE                     Dit is’ traurig                                   Ausgabe 30 23


          » Nur wenige Menschen sind wirklich                        Es gibt eine Region in der das Sterben verboten ist!
          lebendig und die, die es sind sterben                      Klingt komisch aber in der Tat: Auf Spitzbergen ist
          nie. Es zählt nicht, dass sie nicht mehr                   das Sterben verboten. In der Stadt Longyearbyen
          da sind. Niemand den man wirklich liebt,                   wurde in den 1950er Jahren ein Gesetz verabschie-
          ist jemals tot. «                                          det, das besagt, dass sich die Bewohner vor ihrem
                                                                     Tod auf das Festland begeben müssen. Der Grund
          Ernest Miller Hemingway (* 21. Juli 1899; † 2.             für dieses kuriose Gesetz ist der regionale Perma-
          Juli 1961) war einer der erfolgreichsten und               frostboden. Der dauerkalte Untergrund macht Be-
          bekanntesten US-amerikanischen Schriftsteller              erdigungen unmöglich. Der Leichnam würde
          des 20. Jahrhunderts. 1953 erhielt er den
          Pulitzer-Preis für seine Novelle Der alte Mann             konservieren.
          und das Meer und 1954 den Literaturnobelpreis.   Ernest Hemingway, 1923, Passfoto.   Quelle: meinruhebaum.de

         SCHWEDISCHER                AMERIKAS ERSTER SCHWARZER
            ERFOLGS-DJ
         AVICIIS MUTTER ÜBER DEN                             MEGA-STAR
         FÜNFTEN TODESTAG IHRES         ENTERTAINMENT-LEGENDE HARRY
           SOHNES: „DIE TRAUER
             ÜBERFÄLLT MICH“                     BELAFONTE VERSTORBEN
         Er wurde nur 28 Jahre alt: Der
         schwedische Erfolgs-DJ Avicci   Er war einst einer der größten Megastars der USA. Als Sänger sorgte er für eine musikalische
         (bürgerlicher Name: Tim Bergling)   Revolution, deren Folgen noch heute zu spüren sind, und auch als Schauspieler
         starb vor fünf Jahren. In einem aktu-  begeisterte er die Welt. Nun ist Harry Belafonte 96-jährig verstorben.
         ellen Interview spricht seine Mutter        Mit ihm geht einer der größten Entertainer aller Zeiten.
        Anki Lidén nun über ihre Trauerbe-
         wältigung und wie es Eltern schaf-  „Day-Ooo“. Kaum jemand, der die Melodie
         fen, trotz des Todes ihres Kindes   zu diesen Worten nicht sofort im Ohr hat. Wenn
         weiterzuleben. Bis heute habe sie   nicht im Original, dann vielleicht in der deutschen
         mit Schwächeanfällen zu kämp-  Kinderversion von Rolf Zuckowski: „Theo, mach
         fen, wie ein Erlebnis kürzlich wieder   mir ein Bananenbrot.“ Der eigentliche Text jedoch
         gezeigt habe: Während in einem   hatte einen deutlich ernsteren Hintergrund als
         Handyladen ein Lied ihres Sohnes   den Heißhunger auf ein mit Bananenscheiben                        © imago images / APress
         durch die Lautsprecher schallte,   belegtes Brot. Er handelt von Arbeitern, die in
         sei sie erneut in sich zusammen-  der Hitze auf einer Bananenplantage schuf-
         gefallen. „Die Trauer überfällt mich.   ten müssen und sich danach sehnen, dass die
         Ich musste mich gegen die Theke   Sonne untergeht, damit sie endlich nach Hause
         stützen ... nein, ich hing darüber,   gehen können.
         um nicht auf den Boden zu fallen“,  Mit diesem Song, „Banana Boat (Day-O)“ - oft
         erinnerte sie sich. Lidén könne Avi-  auch einfach „Banana Boat Song“ genannt -
         ciis Musik bis heute nicht hören, da   hatte Harry Belafonte 1956 einen der größten
         es sich so anfühle, als ob etwas in   Hits der 50er-Jahre. Ursprünglich war das Lied
         ihr zerbreche, beschrieb sie. Wie   ein traditionelles jamaikanisches Volkslied - was
         in dem Moment, in dem sie die er-  Belafontes Erfolg umso erstaunlicher mach-  Harry Belafonte starb 96-jährig in Manhattan, New York.
         schütternde Nachricht erhalten   te. Auch weil er kein Stück im Stile der damals   Mit ihm geht einer der größten Entertainer aller Zeiten.
                                                                           Bild: © 2011 Getty Images/Samir Hussein
         hatte: „Ich kann es noch jetzt spü-  gängigen amerikanischen Popmusik daraus
         ren, während wir sprechen“, erklärte   machte. Belafonte, dessen Eltern aus Jamaika   Holiday. Doch Belafontes Erfolg war allumfas-
         die 76-Jährige. Bis heute würden ihr   kamen, während er selbst in New York geboren   send: Ob Musik, Kino oder Fernsehen. Belafonte
         ihre Beine immer wieder plötzlich   wurde, sang die Nummer als Calypso, einer la-  versuchte sich an alldem und dann gelang es
         wegsacken. Es sei zwar besser ge-  teinamerikanischen Musikrichtung.  ihm auch noch, in alldem erfolgreich zu sein. In
         worden, halte jedoch bis heute an.  Durch diese Entscheidung gehört Belafonte in   den 50er-Jahren konnte sich kaum jemand mit
                                     eine Reihe mit legendären Musikern wie Bob   seinen Erfolgen messen.
                                     Dylan, Johnny Cash oder den Beatles: allesamt   Belafonte nutzte seinen Ruhm schließlich, um
                                     Künstler, die entgegen allen guten Rates an   über seine Rolle als Entertainer hinauszuwach-
                                     ihren Prinzipien festhielten und mit ihren Er-  sen. Der Mann, der Amerika beibrachte, über
                                     folgen alle Zweifler im Regen stehen ließen. In   die eigenen kulturellen Grenzen zu schauen,
                                     späteren Jahren arbeitete er vor allem mit der   war ein engagierter Bürgerrechtler. Schon in
                                     2006 verstorbenen Regie-Legende Robert   den 60er-Jahren engagierte er sich an Seite
                                     Altman zusammen. Auch Fernsehgeschichte   des mit ihm befreundeten Martin Luther King
                                     hat Belafonte geschrieben: 1960 gewann er  Jr. für die Bürgerrechtsbewegung.
                                     als erster Schwarzer einen Emmy, und das für  Später warb er als Aktivist für die Beendigung
                                     sein eigenes Fernseh-Special: „Tonight with   des Vietnamkriegs sowie das Ende der Apart-
                                     Belafonte“. Der Plan, für denselben Sponsor   heid in Südamerika. Er gründete außerdem
                                     fünf weitere solcher Specials aufzuzeichnen,  eine Stiftung, die Stipendien an afrikanische
                                     platzte, nachdem der Sponsor verlangt hatte,  Bürger verteilte. Eines dieser Stipendien erhielt
                                     das keine schwarzen und weißen Performer   ein Mann namens Barack Obama, dessen Sohn
                                     gleichzeitig zu sehen sein dürften. Der Super-  gleichen Namens 2008 der erste schwarze US-
                                     star wollte von Rassentrennung nichts wissen.  Präsident werden sollte.
                                     Belafonte darf vielleicht als erster schwarzer   Harry Belafonte starb in seinem Anwesen in  © imago images/Thilo Schmülgen
                                     Megastar gelten. Natürlich war er weit davon   Manhattan an Herzversagen. Er hinterlässt
         Vor fünf Jahren starb Erfolgs-DJ Avicii.
         Seine Mutter gewährte nun im Interview   entfernt, der erste schwarze Star zu sein. Er   eine Welt, die ohne seinen Einfluss eine sehr
         mit dem schwedischen Magazin „Vi“ pri-  trat auch in die Fußstapfen von Musikgrößen   viel tristere wäre.
         vate Einblicke in ihre Trauerbewältigung.  wie Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Billie
         Bild: © Universal Music                                                               (Jan-Niklas Jäger/ts)
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